Lieber mehr oder besser weniger Depotpositionen?

Eine Frage, die Du Dir recht bald stellen wirst, wenn Du einmal auf den Geschmack gekommen bist: Wie viele Depotpositionen sind denn eigentlich sinnvoll? Sollen es eher mehr oder besser weniger sein? Und was ist überhaupt angemessen?

Streuung ist notwendig

Generell sollte unbestritten sein, dass eine Streuung notwendig ist. Als Aktieninvestor solltest Du niemals alles auf eine Karte setzen! Dafür kann viel zu viel passieren: ein Unternehmen kann pleite gehen oder sein Geschäftsmodell vom einen auf den anderen Tag wegbrechen. Aber auch vor einem Betrugsfall bist Du als außenstehender Aktionär niemals komplett sicher.

Viele Meinungen zur notwendigen Anzahl

Wie hoch nun die Streuung sein soll, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Der Kultinvestor Warren Buffett vertritt beispielsweise die Ansicht, dass eine Outperformance gegenüber einem Index nur mit einer Konzentration auf wenige Aktien möglich ist. Und diese Aktien sollte man dann besser genau analysieren und erst dann investieren. Mit 10 Aktienpositionen sei man dann schon ausreichend diversifiziert.

Vorbild Aktienindex

Bekanntere Aktienindizes starten mit 30 (der Dow Jones) oder 40 Titeln (der DAX). Es geht aber auch genauso mit 100 (Nasdaq oder FTSE) oder 500 Positionen (S&P 500). Und wer es vierstellig mag, der schaut sich den MSCI World an. Diese Indizes sind ja bekanntlich über ETFs auch problemlos investierbar. Mit einem einzigen ETF hat man dann eine breite Diversifikation.

Was ist Dein Ziel?

Je mehr Positionen in einem Depot sind, desto schwieriger wird es, einen Vergleichsindex zu schlagen. Einfach deshalb weil die Indizes in der Regel dann doch durch einige große Titel dominiert werden. So geht die Performance von Nasdaq und S&P500 in den letzten Jahren zu einem wesentlichen Teil auf die Techaktien Amazon, Alphabet, Apple, Facebook und Microsoft zurück. Sind die Aktien nicht im Depot, sondern stattdessen 30 andere Titel, dann wird ein einzelner Titel vielleicht besser als der Index abschneiden. Das Gesamtdepot aber eher nicht.

Wenn es Dein Ziel ist, genau die Indexperformance zu schaffen, dann solltest Du direkt zu einem ETF greifen. Das Ziel einen Index outzuperformen ist hingegen wirklich ambitioniert und auf Dauer nur wenigen Akteuren gelungen. Dein Ziel könnte es genau so gut sein, dass Du Dich mit Deinen Aktien wohl fühlst und ruhig schlafen kannst. Das erreichst Du, wenn sie langfristig im Wert steigen und stetige Dividendenerträge abwerfen. Wenn dann die Performance vergleichbar zu einem Index ist, dann kannst Du zufrieden sein.

Die Anzahl der Positionen hat auch Einfluss auf ihre Größe

Die Anzahl der Positionen in einem Depot hat auch etwas mit ihrer Gewichtung zu tun. Wenn sie alle gleichgewichtet sind, d.h. jede Position gleich viel wert ist, dann ist der Einfluss aller Positionen auf die Wertentwicklung gleich groß. Das wirst Du aber nur mit einem gleichgewichteten ETF schaffen, da ansonsten schon nach einem Börsentag die Kursveränderungen der einzelnen Aktien dafür sorgen, dass die Gewichtung nicht mehr gleich ist.

Sinnvoll ist es gleichwohl, dass Du Dir eine Zielgröße für Deine Depotpositionen setzt. Sie müssen nicht gleich sein, sondern können für große Titel größer als für kleinere sein. Und wenn Du Dir diese Ziele gesetzt hast, dann kannst Du Dir auch ausrechnen, wie groß Dein Depot einmal sein soll.

Wir empfehlen, die Größe einer Depotposition davon abhängig zu machen, wie groß die Marktkapitalisierung der Aktie ist und wie gut der Informationsfluss ist. Die größten Positionen sind dann entweder aus Deutschland (schnelle Informationen verfügbar) oder zählen zu den größten Unternehmen der Welt. Exotischere Aktien, die natürlich trotzdem solide sein sollten, kannst Du dann geringer gewichten. Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass Du nicht der Gefahr des Home Bias unterliegst, also Aktien aus Deutschland übergewichtest, nur weil Du glaubst, sie wären der Nabel der Welt.

Wohlfühlfaktor ausschlaggebend

Wir sind insgesamt der Meinung, dass es – wie bei den einzelnen Positionen auch – entscheidend ist, dass Du Dich mit der Depotstruktur wohl fühlst. Wenn Du nur lange genug investiert bist, wirst Du auch merken, dass sich einige Aktien einfach auch durch eine entsprechend lange Haltedauer in höhere Gewichtungen hochentwickeln. Ob Du dann ein Rebalancing vornimmst, ist dann noch mal ein anderes Thema. Lösen lässt sich das „Problem“ auch damit, dass Du diese Aktien nicht mehr nachkaufst und damit der Depotanteil tendenziell sinkt.