Wann Einzelaktien Vorteile gegenüber ETFs haben

Wer in ETFs investiert, braucht sich nicht mit Einzelaktien zu beschäftigen und partizipiert von den langfristig steigenden Aktienmärkten. Was gut klingt, ist aber nicht unbedingt für jede Börsenphase zutreffend. 

Bitte mach Dich zum besseren Verständnis zunächst mit den Grundlagen von ETFs vertraut, die wir hier dargestellt haben. Damit haben wir ein gemeinsames Verständnis von der Thematik.

Stärken von ETFs

ETFs haben neben ihren günstigen Gebühren unzweifelhafte Stärken. Und zwar in Märkten, die für uns nicht durchschaubar und weit entfernt sind. Oder wo die Einzelrisiken einfach zu hoch wären. Das sind aus unserer Sicht vor allem Emerging Markets oder auch Asien. Sinnvoll sind auch ETFs im Small Cap-Bereich. Also eigentlich immer dann, wenn das Risiko eines direkten Kaufs einer einzelnen Aktie zu hoch ist.

Stärken von Einzelaktien

Nun ist es aber so, dass für viele Anleger noch ein großer psychologischer Punkt hinzukommt. Und dieser Punkt ist der wahre Grund, warum so viele lieber in Aktien als in ETFs investieren. Mit einem ETF kauft man den Markt. Aber was ist der Markt eigentlich? Es ist eine anonyme Masse, ein großes Sammelsurium. Es sind, z.B. im S&P 500, einfach die 500 größten amerikanischen börsennotierten Unternehmen. Welche das sind, kann man zwar nachlesen. Aber man kann weder deren Gewichtung beeinflussen, noch einzelne Unternehmen ausschließen.

Du hast also keinen Einfluss auf Dein Investment, wenn Du es einmal getätigt hast und musst bereits beim Kauf eine Entscheidung über das fertige Produkt treffen. Und bei späteren Indexänderungen übernimmt auch jemand anderes die Anpassung Deines Portfolios. Das ist ja auch der Sinn des passiven Managements.

Aus diesem Umstand folgt, dass Du wohl keine Bindung zu einem ETF aufbauen kannst. Bei Aktien ist das ganz anders. Da kannst Du Dich mit dem jeweiligen Unternehmen beschäftigen, es analysieren und dann eine Kaufentscheidung treffen. Unter Umständen kennst und nutzt Du auch noch die Produkte, die es herstellt und erreichst so eine gewisse Identifikation mit Deinem Investment.

Warum ist die Identifikation mit Aktien wichtig?

Märkte schwanken und neigen zuweilen auch zu Übertreibungen. Übertreibungen in beide Richtungen. Mal läuft ein Markt heiß und ist überbewertet. Mal korrigiert er nach Süden oder crasht gar und ist dann unterbewertet. Das sind dann die Situationen, in denen man als Anleger vor der Frage steht: Was tun? Verluste begrenzen oder aussitzen? Oder sogar nachkaufen?

Viele Anleger mit ETFs im Depot, verkaufen dann zu früh. Nämlich dann, wenn sie von ihren Höchstständen nach Unten korrigierten und sie ihre Gewinne sichern wollen. Meist erreichen die jeweiligen Märkte dann aber bald wieder neue Höchststände und die Anleger sind nicht mehr investiert. Oder haben in einer Korrektur zunächst durchgehalten und dann, weil es immer tiefer ging, irgendwann entnervt verkauft. Statt den Mut zu haben nachzukaufen und von der anschließenden Erholung zu profitieren.

Bei Aktien kann das ganz anders sein. Durch die Identifikation und Beschäftigung mit ihnen, wird das langfristige Halten unterstützt. Und langfristige Anlage sorgt dann in der Regel auch für überdurchschnittliche Erträge.